Brautschleier

Hat das Ehepaar nicht den Flieger genommen um gemeinsam zu flittern, so besteht die Chance, dass die beiden sich auch um Mitternacht noch auf ihrer Hochzeitsfeier befinden. Der Brautschleier ist nun für die unverheirateten Gäste zum Zerreißen freigegeben.

Die Größe des jeweils ergatterten Stücks macht eine Aussage über die eigenen Heirats-Chancen.
Der Schleier wird in einer Zeremonie der Braut abgenommen und beide erhalten die Utensilien der Ehe:

Tüllhäubchen und Zipfelmütze
Natürlich nicht vergessen werden darf das passende Gedicht:
Die letzte Stunde ist verklungen
als Braut & Bräutigam umschlungen
sitzt Ihr zum letzten Male hier.

Dies ist der Grenzstein Eurer Jugend,
denkt noch einmal daran zurück & aus der Blütetugend
erwacht Euch nun das Eheglück.

Du bist jetzt Frau & all Dein Streben
Gehört dem Manne Deiner Wahl.

Mögst Du mit ihm recht glücklich leben
& Jahre einer großen Zahl.

Nimm dieses Häubchen – diese Haube,
der echten stillen Weiblichkeit
& unter diesem Schmucke wohne
nur Frohsinn & Zufriedenheit.

Und nun Herr Bräutigam erlaube
ein Wort in dieser Zeit
so wie jetzt Deiner Frau die Haube
sei Dir dies Mützchen hier geweiht.

Es reihe sich an diese Stunde
Ein schöner Zeitraum für Euch an
& wandelt in dem Ehebunde
gemeinsam Eure Lebensbahn.

o d e r

Wohlan, es schlägt die letzte Stunde
des großen Tages Eurer Wahl.
Als Braut und Bräutigam umschlungen
sitzt Ihr noch da — zum letzten Mal.
Es ist ein Höhepunkt der Jugend.
Schaut noch einmal auf sie zuriick.
Denn aus der Blüte Eurer Tugend
erwächst Euch nun das Lebensglück.

Doch jetzt erlaubt mir diese Worte
an Dich, Du wunderschöne BRAUT:
Du scheidest heut von diesem Orte,
wo Du manch Luftschloß hast erbaut.
Du wirst noch gedenken jener Stunden
und der vergang’nen Jugendzeit
und vieler Träume Deiner Jugend.
Vielleicht sind sie jetzt Wirklichkeit?

Leg ab den Kranz, der Dich heut schmückte,
die Blüten der Vergänglichkeit
und nimm als letzten Gruß dies Häubchen.
(Häubchen aufsetzen)

Es schmeichelt Deiner Weiblichkeit!
Nun bist Du Frau — und all Dein Wollen
gehört dem Manne Deiner Wahl.
Du mögest friedlich mit ihm leben
durch vieler Jahre Berg und Tal.
(dabei wird ein Püppchen überreicht)

Die Feier nimmt den schnellen Lauf,
HERR BRÄUTIGAM, nun auch zu Dir:
Setz Du nun diese Mütze auf,
(Zipfelmütze aufsetzen)

es ist des Mannes höchste Zier.
Es ist das Zeichen jenes Mannes,
der nicht mehr ans Poussieren denkt.
Stets seiner Frau beweist: Ich kann es!
Und früh die Schritte heimwärts lenkt.
Drum fliehe der Verführer Chor
und zünde Dir dies Pfeifchen an
(Tabakpfeife übergeben)

Nun zieh die Mütze über´s Ohr —
jetzt bist ein richt´ger Ehemann.
Wohlan, könnt Ihr nach fünfzig Jahren
zurück auf diese Stunde sehn,
dann habt Ihr es bereits erfahren:
Was wir Euch wünschten, ist geschehn!

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